Grundlagen "Lernen"-Teil 1
Auf
dieser Seite haben wir Wissenswertes als Einführung in das Thema "Lernen" zusammengestellt.
I n h a l t :
1. Gehirn und Gedächtnis
2. Lerntypen / Lernverhalten
3. Lernen durch Verknüpfen
4. Lernen durch Strukturieren
1. Gehirn und Gedächtnis
Das Gedächtnis des Menschen wird gern mit dem Informationsspeicher
eines Computers verglichen. Hättest Du gedacht, daß die Speicherfähigkeit
des menschlichen Gehirns die eines Computers millionenfach übertrifft?
Welches sind nun die Bereiche des Gehirns, die hauptsächlich für
die Lern- und Gedächtnisprozesse zuständig sind?
In der sogenannten Großhirnrinde sind unsere Gedächtnisinhalte
gespeichert.
Im sogenannten Zwischenhirn, einschließlich des Thalamus, werden
alle eintreffenden Informationen mit Gefühlen versehen, bevor sie
in der Großhirnrinde abgespeichert werden.
Wie geht das denn nun mit der Abspeicherung von Informationen in unserem
Gehirn?
1. Schritt - Ultrakurzzeitgedächtnis: Aus unserer Umwelt gelangen
über unsere Sinnesorgane in
1 Sekunde 10 Milliarden Informationseinheiten zum Gehirn. Diese Infoflut
muß gefiltert werden, bevor sie die Großhirnrinde erreicht.
Unser Gehirn wählt nur einen Teil aus. Ganze 100 Informationseinheiten
läßt dieser Filter durch.
2. Schritt - Kurzzeitgedächtnis: Hier werden die Informationseinheiten
ein zweites Mal gefiltert. Es bleiben nur noch 10 in einer Sekunde übrig,
die nun kurzfristig gespeichert werden. Informationen mit 7-8 Zeichen können
einige Sekunden bis maximal 20 Minuten gespeichert werden.
3. Schritt - Langzeitgedächtnis: Auf diesen Gedächtnisteil
können wir auch noch nach Jahren zurückgreifen. Es wird aber
nur noch 1 Informationseinheit pro Sekunde abgespeichert. Automatisch gehen
solche Dinge ein, die wir selbst intensiv erlebt haben und denen wir eine
gute Bedeutung beimessen. Wo der Stoff in der Regel nicht erlebt wird -
beim Lernen also - sollte jede Information mehrfach wiederholt werden.
Wenn richtig gelernt wird - rechte (kreative) und linke
(logische) Gehirnhälfte zusammen - reichen meist 5 - 7 statt 20 -
30 Wiederholungen aus.
2. Lerntypen / Lernverhalten
Das Gehirn läßt sich am ehesten mit einem Netz vergleichen.
Die Vernetzung der Gehirnzellen ist eine der Hauptleistungen in der Entwicklung
des menschlichen Organismus. Diese Vernetzung findet im wesentlichen im
Zeitraum kurz vor der Geburt bis 3 Monate danach statt. Der
Teil des Gehirns, der vor der Geburt entsteht, wird geprägt durch
die Erbanlagen. Nach der Geburt wird die Vernetzung entscheidend erweitert
durch die Einflüsse der Umwelt. Jedes Gehirn erhält so sein individuelles
Grundmuster.
Ein stark verzweigtes Netz von Nervenzellen schafft gute Voraussetzungen
für ein differenziertes Denk- und Wahrnehmungsvermögen.
Was hat das mit Lernen zu tun?
Die frühen kindlichen Erfahrungen bestimmen wesentlich, welche Sinnesorgane
der Mensch später bevorzugt nutzt. Sinnesorgane sind Eingangskanäle,
durch die Informationen ins Gehirn gelangen. Dies geschieht durch:
Sehen
Hören
Riechen
Schmecken
Tasten
Welche Lerntypen lassen sich daraus ableiten? Man spricht in der Regel
von den Lerntypen:
Hören
Sehen
Fühlen
Welcher Lerntyp Du bist, hängt mit dem Grundmuster im Gehirn zusammen.
Der eigene Lerntyp ist durch die frühe Prägung des Grundmusters
vorbestimmt. Durch gezieltes Benutzen anderer Eingangskanäle kann
man aber Einfluß auf sein Lernverhalten nehmen. Häufig genanntes
Beispiel: Wenn Du Informationen über mehrere Kanäle aufnimmst
(Mehrkanallernen) verstehst Du Inhalte besser und behältst mehr davon.
3. Lernen durch Verknüpfen
Gemeint ist das Lernen durch "Einpauken", durch Üben, durch
Wiederholen.
LERNKURVE: Zu Beginn eines Lernvorgangs wird am schnellsten gelernt. Je
näher man zum Lernziel kommt, um so langsamer wird der Lernfortschritt.
VERTEILTES LERNEN: Es ist ökonomischer, den Lernstoff in mehreren kleinen
Teilen zu lernen als im Ganzen auf einmal.
KANALKAPAZITÄT: Wir können auf einmal nur rund 7 einfache Alternativen
aufnehmen. Das ist eine wichtige Grundgröße des menschlichen Gehirns. Sie
schwankt von Person zu Person nur wenig.
VERGESSENSKURVE: Nach Beendigung des Lernvorgangs wird zunächst rasch
vergessen. Dann wird die Vergessenskurve stetig flacher, bis schließlich
beinahe nichts mehr vergessen wird.
ÜBERLERNEN: Lernt man noch weiter, nachdem der Stoff zum ersten Mal zu 100%
beherrscht wird, so bringt dieses Überlernen praktisch keinen Gewinn.
VERGESSEN: Vergessen ist kein Verblassen des Gedächtnisses, sondern ein aktives
"Verlernen" von nicht mehr gebrauchtem Lernstoff. Vergessen ist eine sinnvolle
Anpassung an die Veränderungen der Umwelt.
WIEDERLERNEN: Wiederlernen von Lernstoff, den man bereits früher vollständig
beherrscht hat, erfordert nur einen Bruchteil der Lernarbeit, die für das
ursprüngliche Lernen notwendig war; es sind immer noch viele Gedächtnisspuren
vorhanden.
WIEDERHOLEN: Wiederholen sollte man erst, wenn die Lernkurve abgeflacht ist.
Richtig sind regelmäßige Wiederholungen in größeren zeitlichen Abständen mit
jeweils wenigen Lerndurchgängen.
HAUPTREGELN:
1. Lernstoff aufteilen
2. Nicht überlernen
3. Nicht zu früh wiederholen
4. Ähnliches nicht hintereinander lernen
5. Häufig kurze Lernpausen machen
4. Lernen durch Strukturieren
Gemeint ist das Lernen durch Überlegen, Nachdenken, Ordnen und Aufgliedern.
BLOCKBILDUNG: Im Laufe des Lernens werden aus häufig aufeinander folgenden
einzelnen Handlungsschritten "Verhaltensblöcke". Wenn sie einmal angestoßen
werden, laufen sie automatisch ab. Erst diese Blockbildung macht kompliziertes
Lernen möglich, sie strukturiert die einzelnen Handlungsschritte zu größeren
Einheiten.
Beispiel:
Block = Rückwärts-Einparken
Einzelschritte = "auskuppeln", "Rückwärtsgang einlegen", "den Kopf nach hinten
wenden", "die rechte Hand über die Sitzlehne legen", ...
LERNPLATEAU: Häufig treten in der Lernkurve Phasen auf, in denen der
Lernfortschritt stagniert. Solche Lernplateaus signalisieren, daß sich im
Gedächtnis eine neue Struktur bildet. Lernplateaus zeigen also notwendige
Vorgänge für einen späteren Lernfortschritt an.
"Lerne die Plateaus zu lieben."
OBERBEGRIFFE: Oberbegriffe fassen ähnliche Gegenstände oder Bezeichnungen
zusammen. Die Ordnung von Lernstoffen nach Oberbegriffen erleichtert das
Lernen wesentlich. Je komplizierter und vielfältiger der Lernstoff wird, um so
nötiger werden Oberbegriffe. Ein hierarchisches System macht auch eine ungeheuer
große Zahl von Gegenständen überschaubar.
Die wenigsten Dinge, die man lernen muß, sind bereits durch ein perfektes
System von Oberbegriffen geordnet. Meistens muß man beim Lernen selbst nach
Oberbegriffen suchen.
HAUPTREGELN:
1. Sinnvolle Blöcke trainieren, also nicht zu lange nur die Einzelelemente
üben
2. Selbst nach Oberbegriffen suchen, also das Lernmaterial in leicht erfaßbare
Abschnitte teilen, die sinnvoll zusammengehören. Wenn der Lernstoff besonders
umfangreich und kompliziert ist, dann sollte er auf verschiedenen Ebenen
in Oberbegriffe gegliedert werden.
Beispiel: System nach Engler (findet insbesondere in der Botanik Anwendung, um
Pflanzen
zu unterscheiden)
1. Abteilung
2. Unterabteilung
3. Klasse
4. Unterklasse
5. Ordnung (Reihe)
6. Familie
7. Gattung
8. Art
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