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Konsequenzen aus der TIMSS-Studie* 


*TIMSS - Third International Mathematics and Science Study

Deutschland befindet sich auf dem Weg in die Wissens-, Lern- und Informationsgesellschaft. Es geht um schnelle Informationsbeschaffung, das Erkennen von Zusammenhängen, logisches Schließen und systematisches, schlußfolgerndes Denken. Diese Kompetenzen werden vor allem im Mathematikunterricht und im naturwissenschaftlichen Unterricht erworben.

TIMSS macht deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen diesbezüglich erhebliche Defizite haben. Ebenso fehlen fundierte und breite Kenntnisse als Basis des lebendigen Wissens. In deutschen Schulen wird zu wenig und zu selten phantasievoll und abwechslungsreich geübt und erworbenes Wissen vertieft. Es ist daher nicht verwunderlich, dass immer mehr Bewerber für die Berufsausbildung mangelnde Kenntnisse und Fähigkeiten aufweisen.

TIMSS fordert von den Lehrerinnen und Lehrern im Unterricht intelligentes Üben und abwechslungsreiches Wiederholen. Leistungsfreude entsteht durch souveränes Können und dieses beruht aus Training. Der Unterricht solle kognitiv anspruchsvoll, problemorientiert, abwechslungsreich, variantionsreich und anwendungsbezogen sein. Motivations- und leistungshemmend sind stereotype Unterrichtskonzepte, die zur Monotonie und Phantasielosigkeit führen. Wichtig für die Unterrichtsplanung ist in diesem Zusammenhang das "konstruktivistische Modell des Wissenserwerbs" (Piaget und Glasersfeld).

Lehrerinnen und Lehrer werden an den Universitäten und Hochschulen insbesondere als Lehrende, Belehrende und Erziehende ausgebildet, aber kaum als Lernende und Mitlernende. Sind Lehrer und Lehrerinnen Lernende? Sie arbeiten Tag für Tag und Unterrichtsstunde für Unterrichtsstunde mit dem menschlichen "Lern- und Denkorgan" (Gehirn), aber was wissen Lehrerinnen und Lehrer über das "gehirnfundierte Lernen und Lehren"? Sind Lehrer und Lehrerinnen wirklich Experten für Lehren, Lernen, Unterrichten, Bilden und Erziehen?

In diesem Zusammenhang wir in der TIMSS-Untersuchung das neue Lernen, die Pflege der Lernkultur, der kontinuierliche und systematische Wissenserwerb, die Wertschätzung der Schule in der Öffentlichkeit und die Qualität des Unterrichts erwähnt. Es geht künftig um Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung. Hierfür ist der Wettbewerb um neue Ideen und die Leistungskonkurrenz von Schule zu Schule wichtig.

Gottfried Kleinschmidt zu: List, Juliane (HRSG.) - TIMSS, Deutscher Instituts-Verlag, Köln, 1998, ISBN 3-602-14449-6