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Zukunftsängste der Teenies 


Das Leben im Jahr 2010 sieht düster aus. Statt Fortschritt und Wohlstand für alle erwarten die Jugendlichen von heute mehr Konkurrenz und schlechtere Lebensbedingungen. Das ist das Fazit einer repräsentativen Umfrage des Münchener Instituts für Jugendforschung (IJF)unter 15- bis 17-jährigen.

Ernüchternde Antworten auf Fragen nach der Zukunft der Gesellschaft: Vier von fünf Jugendlichen rechnen damit, dass der allgemeine Konkurrenzkampf härter wird. Fast drei Viertel glauben, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Zwei Drittel gehen davon aus, dass Alkohol- und Drogenkonsum wachsen sowie Gewalt und Verbrechen zunehmen. Und: 53 Prozent rechnen nicht mit mehr Wohlstand für die Mehrheit.

"Die Antworten der Teens sind ein Spiegel unserer Gesellschaft", so IJF-Leiter Bernd Villwock, "die am Übergang zum nächsten Jahrtausend offenbar höchstens im technologischen Bereich interessante Signale zu setzen weiß." So glauben 85 Prozent, dass das Internet Wirtschaft und Gesellschaft revolutionieren wird, und etwa drei Viertel gehen davon aus, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel in zehn Jahren zur Normalität zählen.

Einsamkeit und Sinnsuche: Viele Menschen werden im Jahr 2010 einsamer sein als heute, sagt jeder zweite Jugendliche. Konsequenz ist die Suche nach (dem Ersatz) Lebensinhalten: Die Konsumlust nimmt weiter zu, und die Menschen suchen noch stärker als heute nach neuen, intensiven Erlebnissen und streben nach mehr Unterhaltung und Ablenkung in ihrer Freizeit - davon zeigen sich über 70 Prozent der Teens fest überzeugt.

Soziale Werte auf dem Rückzug: Die Rolle von Ehe und Familie nimmt weiter ab, meint jeder Dritte. Nur zwölf Prozent glauben, dass sich in zehn Jahren die Menschen in ihrer Freizeit mehr für andere engagieren. Nur jeder Zehnte meint, die Jüngeren würden künftig mehr auf die Älteren hören.

Optimistisch dagegen sind die Teens, was Gestaltungschancen ihrer "Nachfolger" angeht. Zwei von fünf Befragten sind sicher: Im Jahr 2010 bestimmen Jugendliche unter 18 bei politischen Entscheidungen mehr mit als heute.

FOCUS 42/1999, Eva Grosskinsky